Kaffeekränzchen

 

Kaffeekränzchen?  In  den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts trafen sich die Frauen, die Mütter, die Ehefrauen im vertrauten Weiberkreis. Sie alle hatten ähnliche Probleme, Erfahrungen, Selbstverständlichkeiten. Es waren Frauen, die den Krieg überstanden hatten; die Familie, die Kinder, die Firma und sich selbst durch den tausendjährigen Untergang gemanagt hatten. Und die jetzt den kriegstraumatisierten und -versehrten Männer wieder den Chefsessel in der Familie und Berufsleben überlassen mussten. Ingrid Schmidt-Harzbach hat diese tapferen Frauenleben wissenschaftlich untersucht. Was ließ diese Frauen im 4711-Duft nicht verzweifeln? Sie trafen sich im Kaffeekränzchen. Frauen, die im Krieg schon zusammengehalten hatten, die zusammen zur Schule gegangen waren, Nachbarinnen, Kolleginnen, Verwandte, Leidensgenossinnen vom Treck|Bunker|Hamsterfahrt. So verschieden wie Frauen nun mal sind einte sie die gemachten Erfahrungen und eine ähnliche Lebenssituation. Diese Kaffeekränzchen waren ein Nachmittag oder Abend, wo angstfrei und verständnisvoll gequatscht werden konnte. Sie stärkten sich gegenseitig, unterstützten sich wo es ging. Halfen sich. Sie klagten, weinten, lachten und nahmen sich in den Arm. Sie hauten ihre Lebensweisheiten raus, nahmen die Politik auseinander, formulierten persönliche Utopien. Und gestanden sich kichernd ihre Schwärmereien. Gespräche, fernab jeglicher Intellektualität, aus dem Bauch und dem Alltag heraus. Ungefiltert, und deshalb so stark. Brach eine Frau in ihrem Alltag mal wieder zusammen oder musste nun endlich über das Müttergenesungswerk in Kur, nahmen sie sofort die Kinder der anderen und es war für die Kinder wirklich nicht die schlechteste Zeit! Wenn notwendig nahmen sie auch mal den Gatten in die Mangel, drohten mit Polizei und Anzeige, konnten dabei kriegsgeschickt verbergen, dass sie sich das in Wirklichkeit jedoch nie getraut hätten!  Aber aussprechen und drohen half ja auch schon oft!

 

Aber Frauen wären nicht Frauen, wenn sie den Genuss dabei vergäßen. Lecker selbstgebackenen Kuchen, ein Likörchen, oder ein ordentlicher Schnaps, endlich wieder echten Bohnenkaffee. Es sind die kleinen Dinge, die stärken! Mit „Feminismus“ hatte das alles nix zu tun. Zumindest hatten die Frauen damals garantiert noch nie davon gehört. Sie hatten andere Sorgen. Die Frauen des Kaffeekränzchen gingen gestärkt nach Hause. Für einen kurzen Moment waren sie einen Kopf größer, hatten weniger Schmerzen, gingen aufrechter. Die Seele war durchgepustet. Und das war den Männern unheimlich, sie konnten es den Frauen nicht verbieten, aber es war oft ein Kampf darum. Und was machen Männer, wenn sie nicht dagegen ankommen, sich ausgeschlossen fühlen. Sie machen es lächerlich. Leider erfolgreich. Patriarchat eben.

 

 

 

Kaffeekränzchen 1

II: Die dunklen Seiten des Mondes

 

 

Manches scheint in diesen Tagen bereits wie aus der Zeit gefallen, erinnert aber daran, dass es nach wie vor unser Leben, unsere Welt und so viele Themen weitergehen und irgendwann auch wieder stärker an die Oberfläche kommen. Anderes wirkt geradezu voraussehend (Töchter Egalias), wie auch immer.

 

Eine spannende Zeit! Sie können sich ja raussuchen, was grad passt; ist genug zur Auswahl da.

 

Helfen würde auch die finanzielle Solidarität. Ein kleines Dankeschön fürs Kaffeekränzchen: Wer mag und kann, kann per PayPal seine Solidarität bekunden, oder mich persönlich –per Mail- ansprechen. Und gerne können Sie mir auch per Mail schreiben wie und was Ihnen gefallen hat!

  

Lachende Grüße in die Runde

Ruth E. Westerwelle